Ella:
"Ella war die Schwester, welche mir in vielen Arten am ähnlichsten war. Wir verstanden uns in allem beinahe immer, denn sie fühlte sich in mich hinein, wie wenige Schwestern es getan haben. Sie war eine der schönsten Frauen. Einmal wie wir beide ganz früh am Morgen in Venedig gingen, sah ich, wie einige Leute, die ihre Sachen auf den Markt brachten, andachtsvoll hinter ihr hergingen und zu einander murmelten: “O che la bella!"
"Sie war musikalisch und hatte eine warme Stimme. Besonders aber malte und zeichnete sie viel. Sie genoß es auch, sich schön anzuziehen. Das war nicht aus Eitelkeit, sondern aus Freude daran, etwas Schönes zu schaffen. Sie hatte sehr viel Humor und konnte Sachen, die ihr passierten, auf hinreißend komische Art erzählen. Wie oft haben wir fassungslos zusammen gesessen und über einen komischen Vorfall gelacht."
Irene:
"Meine Schwester Irene, schon als Kind wollte immer alles zwischen ihren Geschwistern schlichten und war immer bedacht, daß wir das Richtige täten und nichts vergaßen. Da sie sanguinisch ist, übertrieb sie dies mit Geschäftigkeit, sodaß wir sie “Aunt Fuss" nannten. Sie hatte früher beim Reiten eine sehr leichte Hand und eine große Tanzleidenschaft wie ich. Oft haben wir beide, die Melodie singend, zusammen in leeren Sälen getanzt. Ihre offizielle Verlobung mit Heinrich von Preußen wurde in Berlin am 90. Geburtstag des Kaiser Wilhelm I. gefeiert. Ihre Hochzeit in Charlottenburg war eine kleine und sehr traurige. Sie war am 24. Mai 1888 (Großmamas Geburtstag). Am 9. März war der alte Kaiser Wilhelm I. gestorben. Die alte Kaiserin Augusta saß wie ein schwarzes Gespenst im Rollstuhl dabei. Kaiser Friedrich war eigentlich sterbend. Er starb am 15. Juni, sodaß die Jungvermählten gleich dabei waren. Die Hochzeit war so früh nach dem Tode Kaiser Wilhelms anberaumt worden, weil er absolut bei der Trauung seines Sohnes dabei sein wollte und nicht wußte, wie lange er noch leben würde. Ihr verheiratetes Leben war glücklich, aber oft nicht leicht, weil besonders im Anfang mein Schwager Heinrich unberechenbar war, und da mußte sie Streitigkeiten immer schlichten. Es ging aber stets gut aus, weil sein Gentleman-Gefühl und schlichten. Es ging aber stets gut aus, weil sein Gentleman-Gefühl und sein gutes Herz ihn zuletzt zur Einsicht leiteten. Ihr Sohn Waldemar, der immer krank ist und oft am Tode war, ist eine stete Sorge, wenn er auch sein Leiden mit rührender Geduld trägt. Ihr dritter Sohn Heinrich starb jung."
May:
"May war immer vergnügt und sonnig, so recht zum Lieben. Ich liebte sie auch mit meinem ganzen Herzen. Ihr erster Strickversuch, eine Zipfelmütze, lag auf meinem Kopfkissen über 20 Jahre lang, bis sie ganz zerfiel."